Wir hatten uns das Hotel als Ausgangspunkt für einen Besuch von Zürich ausgesucht und waren davon auch sehr angetan. Alles war von hier aus gut erreichbar und man konnte sogar mit dem Schiff bequem zum Bürkli Platz in Zürich kommen. Die Lage des Hotels inmitten der engen Gassen von Horgen machte die Parkplatzsuche nicht einfach, aber der Parkplatz des Supermarktes COOP in der Nähe war eine Lösung, die allerdings nicht ganz kostengünstig war, denn wir mussten durchaus an manchen Tagen mehr als 20 Franken bezahlen.
Bei unserer Ankuft wurden wir sehr freundlich empfangen, aber auch gleichzeitig auf die strengen Maskenregelungen während der Corona-Krise hingewiesen und unsere Ausweise wurden akribisch geprüft.
Unser Gepäck mussten wir über die engen Stiegen des alten Fachwerkhauses hochschleppen, das im Innern eigentlich sehr gemütlich eingerichtet worden war. Man hat wirklich versucht, das verwinkelte Gebäude geschickt zu restaurieren, indem man moderne Stilemente mit alten Bildern und Gegenständen kombiniert hat. Der erste Eindruck von unserem Zimmer war auch positiv, weil alles irgendwie passte: Die Vorhänge, das Zweiersofa mit dem Minitisch, die Biedermeier-Möbel und die Schwarzweiß-Fotos an den Wänden. Die Schwächen traten dann allerdings schnell zutage: Wenig Steckdosen, knarrende Dielen bei jedem Schritt, lautstarke Entlüftung im Bad und eine Dusche in der Badewanne. Der kleine 28“ Fernseher auf dem Minitisch war auch nicht mehr zeitgemäß. Sehr angenehm empfand ich die Ausrüstung im Bad mit duftenden Kosmetika von L´Occitane.
Der antike Schreibtisch mit dem kleinen Hocker war leider nicht gut brauchbar, weil eine Steckdose fehlte. Mein Notebook konnte ich erst anschließen, nachdem ich die Schreibtischlampe hinter dem Bett herausgezogen hatte. Dadurch fehlte dann aber die entsprechende Beleuchtung.
Positiv überrascht war ich über die hervorragende WLAN-Verbindung, die bei einem Speedtest im Download 100303 kbit/s und im Upload 77979 kbit/s bei einem Ping von 21 ms erbrachte.
Die Steckdosen nach Schweizer Muster waren ebenfalls ein Problem, weil zwar die Eurostecker passten, aber die Schukostecker natürlich nicht. Der Föhn von meiner Frau hatte somit keine Chance. Eine Minibar gab es nicht in dem Zimmer, dafür stand auf dem Flur ein Glasschrank mit Getränken zur Verfügung, aus der man zu moderaten Preisen Softdrinks und Bier entnehmen konnte.
Störend war dann auch die Geräuschkulisse von der Straße, wobei der viertelstündliche Glockenton von der nahen Kirche nachts auch bei geschlossenen Fenstern gut hörbar war.
Das Frühstück war mager für ein Romantikhotel. Alles befand sich in kleinen Portionen abgepackt in durchsichtigen Schubladen auf dem Büffet. Die Auswahl war ziemlich begrenzt, aber der Service sehr freundlich und hilfsbereit. An einem Morgen war nicht einmal Butter vorhanden, sondern es gab nur Margarine. Der Lieferant sei nicht gekommen, wurde mir gesagt. Da frage ich mich, was das für ein Restaurantmanagement ist, das nicht einmal in der Lage ist, einen Küchenjungen iin den Supermarkt zu schicken und Butter zu besorgen.
Das Abendessen auf der Marktterrasse mit dem Brunnen vor dem Hotel war sehr gut. Der Service war ausgezeichnet und die Qualität der Speisen ebenfalls. Das hat uns gut gefallen. Die Crostinis als Vorspeise und das berühmte Zürcher Geschnetzelte mit Rösti waren hervorragend. Als wir das am nächsten Abend noch einmal bestellten, weil es so lecker war, fehlte das Kalbfleisch auf dem Teller. Ich finde, das darf einem Koch auch nicht passieren.
Zusammenfassend war also der Besuch in dem Hotel nur Mittelklasse. Im Vergleich zu vielen anderen Romantikhotels, die wir besucht haben, rangiert es am unteren Ende.